DER GENUSS-BLOG
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der ersten Gewürz-Sommelière in der Schweiz!
anders kombiniert:
In meinen Händen halte ich ein Muster, das mir von einem Gewürzlieferanten direkt aus Japan zugestellt wurde. Der Inhalt des kleinen Beutels erinnert an winzige rostrote, aufgesprengte Blütenköpfe. Ich führe eines dieser sonderlichen Kügelchen zum Mund und erlebe etwas mir bis dahin Unbekanntes: nach dem Zerbeissen des kleinen Pflanzenkörpers stellt sich zuerst ein taubes Gefühl auf der Zunge ein, das sich anschliessend auf den gesamten Mundbereich ausbreitet. Dieses sensorische Erlebnis wird aromatisch begleitet von einer leicht süssen, blumigen Note und einer sich sanft aufbauenden Schärfe. Was war das? Dies soll ein Pfeffer sein? Nie im Leben!
Der Szechuan-Pfeffer, den ich vor vielen Jahren auf diese Weise kennenlernte, begleitet mich seitdem auf meinem Weg zum Spice Professional. Bei diesem Gewürz handelt es sich um Kapselfrüchte der Stammpflanze Zanthoxylum piperitum, die zur Pflanzenfamilie der Rautengewächse gehört. Somit ist Szechuan-Pfeffer kein echter Pfeffer, sondern eine pfeffrige Pflanze.
Und was ist mit den vielen anderen Pfeffersorten, wie etwa dem Tasmanischen Bergpfeffer? Nein, auch dieses Gewürz ist kein echter Pfeffer, sondern gehört der Pflanzenfamilie der Winteraceae an. Was ist mit den Paradieskörnern, dem sogenannten Malagueta-Pfeffer? Auch nicht. Diese pfeffrige Pflanze ist Teil der Pflanzenfamilie der Ingwergewächse. Aber der sogenannte Rosa Pfeffer, dem man in der schwarz-weiss-roten Pfeffermischung begegnet, das ist doch bestimmt echter Pfeffer? Nein, auch der nicht. Hier handelt es sich um die roten Beerenfrüchte der Stammpflanze Schinus terebinthifolius aus der Familie der Sumachgewächse.
Die Bestimmung echter Pfeffergewächse im Unterschied zu pfeffrigen Pflanzen lässt sich am besten anhand der lateinischen Namen der einzelnen Gewächse nachvollziehen.
Handelsname |
Stammpflanze |
Pflanzenfamilie |
Hauptanbaugebiete |
---|---|---|---|
Grüner Pfeffer | Piper nigrum | Pfeffergewächse (Piperaceae) | Brasilien, Vietnam, Indonesien, Indien, Sri Lanka, China |
Roter Kampot-Pfeffer | Piper nigrum | Pfeffergewächse (Piperaceae) | Kambodscha |
Schwarzer Pfeffer | Piper nigrum | Pfeffergewächse (Piperaceae) | Brasilien, Vietnam, Indonesien, Indien, Sri Lanka, China |
Weisser Pfeffer | Piper nigrum | Pfeffergewächse (Piperaceae) | Brasilien, Vietnam, Indonesien, Indien, Sri Lanka, China |
Rosa Pfeffer | Schinus terebinthifolius | Sumachgewächse | Brasilien |
Tasmanischer Bergpfeffer | Tasmannia aromatica | Winteraceae | Tasmanien |
Mönchspfeffer | Vitex agnus-castus | Lippenblütengewächse | Marokko, Albanien |
Cumeo-Pfeffer | wahrscheinlich Rautengewächse | Nepal | |
Andaliman-Pfeffer | Zanthoxylum acanthopodium | Rautengewächse | Indonesien |
Szechuan-Pfeffer | Zanthoxylum piperitum | Rautengewächse (Rutaceae) | Japan, Korea, China, Mongolei |
Malagueta-Pfeffer (Paradieskörner) |
Aframomum melegueta | Ingwergewächse | Ghana |
Wilder Urwaldpfeffer | Piper borbonense | Pfeffergewächse (Piperaceae) | Madagaskar |
Kubebenpfeffer | Piper cubeba | Pfeffergewächse (Piperaceae) | Indonesien, Indien, Sri Lanka, Malaysia |
Langer Pfeffer | Piper longum | Pfeffergewächse (Piperaceae) | Indien, Bangladesch, Sri Lanka |
Diese Liste ist ein Auszug aus der vielfältigen Welt der Pfeffergewächse und der pfeffrigen Pflanzen.
Der echte Pfeffer geht aus der Pflanzenfamilie der Piperaceae hervor, deren Stammpflanze sich Piper nigrum nennt. Grüner Pfeffer, Schwarzer Pfeffer, Weisser Pfeffer, sowie der seltene rote Kampot-Pfeffer: alle sind ein und dieselbe Frucht. Sie unterscheiden sich allein in ihrem Reifegrad und in der Art ihrer Behandlung.
Grüner Pfeffer
Für grünen Pfeffer werden die Fruchtspindeln der Pfefferpflanze unreif geerntet und meist gefriergetrocknet. Durch diesen Prozess bleibt die grüne Farbe der Pfefferkörner erhalten. Sie können grünen Pfeffer aber auch frisch in asiatischen Lebensmittelläden kaufen. Er hat einen feinen, würzig-scharfen Geschmack und lässt sich vielseitig einsetzen. Sie können den frischen grünen Pfeffer direkt in Ihren Speisen mitgaren.
Schwarzer Pfeffer
Schwarzer Pfeffer wird kurz vor der Fruchtreife gepflückt und getrocknet. Durch die einsetzende Fermentation färbt sich die Fruchtoberfläche schwarz ein und verleiht dem Pfeffer eine balsamische Note. Sie unterstützt die angenehme Schärfe des nicht flüchtigen Scharfstoffes Piperin.
Weisser Pfeffer
Für weissen Pfeffer werden die Pfefferfrüchte geerntet, wenn sie voll ausgereift sind. Die reifen, roten Pfefferkörner werden zunächst mehrere Tage gewässert, um anschliessend das äussere Fruchtfleisch abschälen zu können. Danach werden sie getrocknet. Das Aroma des weissen Pfeffers äussert sich in einer steil ansteigenden Schärfe, ohne harzige, balsamische Note.
Roter Kampot-Pfeffer
Der rote Kampot-Pfeffer wird per Hand in der Region Kampot in Kambodscha gepflückt. Dieser Pfeffer ist selten und dadurch teuer. Er ist nicht zu verwechseln mit dem Rosa Pfeffer aus der Pflanzenfamilie der Sumachgewächse. Vielfach sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Pfeffer-Kurses etwas überrascht, wenn Sie den echten, roten Pfeffer zum ersten Mal sehen. Äusserlich präsentiert er sich als kleine, schrumpelige, rot-braune Pfefferbeere, doch geschmacklich kann er durch sein komplexes, fruchtiges Aroma mit voller Schärfe überzeugen.
Wenn man nun zu den echten Pfeffersorten noch die Vielzahl pfeffriger Pflanzen hinzunimmt, erhält man eine bunte Farb- und Würzpalette, die für jeden Geschmack den einen besonderen Pfeffer bereit hält. Für mich ist dies aktuell der wunderbare Cumeo-Pfeffer – ein Pfeffer, der deutlich nach Grapefruit duftet, aus Nepal stammt und dessen Pflanzenfamilie noch nicht ganz geklärt ist. Diese Spezialität ist eine Neuheit auf dem Gewürzmarkt und verdient es, degustiert zu werden!
Auf tonnenschweren Maschinen und Buchdruckpressen druckt der Schweizer Gestalter Dafi Kühne in seinem Atelier Plakate mit hohem künstlerischen Anspruch.
Einen Einblick in seine Arbeiten bekommen Sie auf seiner Webseite sowie seinem Instagram-Profil.
«Piper nigrum» lautet der Code, der uns diesen Monat verbindet. Gepfeffert werden dementsprechend auch die Plakate sein, die Dafi Kühne gestaltet und in Handarbeit druckt.
Lassen Sie sich überraschen, was genau im Verlauf des kommenden Monats entstehen wird und verfolgen Sie den gestalterischen Prozess auf Instagram.
Und auch Sie können sich aktiv betätigen. Im sensorischen Atelier von Appliq Food biete ich Kurse für Firmen an, in denen Sie mitsamt Ihres Teams neue Geschmackskombinationen entdecken und sich darüber unmittelbar austauschen können.
Im Kurs «Mr & Mrs Pepper» werden Sie vieles über Sensorik und Pfeffer erfahren und eine eigene Pfeffer-Mischung herstellen.
Einen handgefertigten Druck von Dafi Kühne bekommen Sie übrigens am Ende des pfeffrigen Kurses als persönliches Zertifikat.
Ganz einfach – anders kombiniert!
Ihre Tina Hauser
Verfolgen Sie jeden Dienstag im März auf Instagram den gestalterischen Prozess von Dafi Kühne!
In den kommenden Monaten richte ich das Scheinwerferlicht abwechselnd auf einzelne Gewürze. Diese werden von inspirierenden Menschen auf ihre ganz eigene Art und Weise neu interpretiert. Lesen Sie jeden ersten Dienstag im Monat: anders kombiniert – der Genuss-Blog!
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