DER GENUSS-BLOG
Folgen Sie dem Insider-Wissen von Tina Hauser,
der ersten Gewürz-Sommelière in der Schweiz!
anders kombiniert:
Grapefruit
Existiert ein Duft, der uns jünger erscheinen lässt? Klar gibt es ihn! Der Duft einer Grapefruit als Kopfnote eines Parfums bewirkt, dass Trägerin oder Träger jünger geschätzt werden, als sie in Wirklichkeit sind. Mit den Geschmackskomponenten dieser Frucht lässt sich übrigens auch in der Küche sehr gut arbeiten: bitter, sauer, süss, ergänzt mit verschiedenen, erfrischenden Citrusnoten: einfach nur wunderbar!
Man sieht es förmlich vor sich, die gelbe runde Frucht, die vor ranken und schlanken Menschen im Ferienhotel auf dem Teller thront, kurz zuvor vom beflissenen Hotelpersonal mit einem speziell gerundeten Messerchen aus der Schale gelöst. Zum morgendlichen Kaffee genossen, ergibt dies eine infernale Mischung, die jeden Magen aufheulen lässt. Durch die Wechselwirkung der Inhaltsstoffe von Koffein und Grapefruit kommt es zu einer gesteigerten Wirkung des Koffeins. Was erklären würde, warum so mancher Hotelgast nach dem Frühstück deutlich aufgekratzt wirkt.
Wenn ich an die saftigen Hälften der Sorte Jaffa denke, die früher noch mit etwas Kristallzucker bestreut wurden, um die Säure etwas erträglicher zu machen, läuft mir förmlich das Wasser im Mund zusammen. Geht es Ihnen auch so?
Die Grapefruit (Citrus paradisi), eine Zitrusfrucht aus der Familie der Rautengewächse, ist eine Kreuzung der Orange (Citrus sinensis) und der Pampelmuse (Citrus maxima). Die Schale der Grapefruit (Flavedo) enthält zahlreiche Öldrüsen, aus welchen das Grapefruit-Öl für die industrielle Weiterverarbeitung des Aromas gewonnen wird.
Wenden wir uns nun dem Fruchtfleisch zu, denn dieses ist für uns von Wichtigkeit. Die einzelnen Schnitze lassen sich nach dem Abschälen leicht voneinander trennen. Das dünne Häutchen (Endocarp) hingegen ist erstaunlich zäh. Die Saftschläuche, das Innere der Schnitze, werden Pulpa genannt und machen das effektive Fruchtfleisch aus. Der typisch bittere Geschmack wird durch das Naringin verursacht, welches vor allem in der Pulpa lokalisiert ist.
Die Zahl der bisher in der Grapefruit identifizierten, flüchtigen Verbindungen ist mit insgesamt 260 Komponenten sogar noch höher als in der Orange.
Schwarzer Pfeffer
Sie wissen, Pfeffer ist nicht gleich Pfeffer. Dies können Sie bei einem meiner Gewürzkurse noch näher erfahren und dort ausgewählte Sorten kennenlernen, zum Beispiel den faszinierenden Grapefruit-Pfeffer «Cumeo» — dazu auch mehr in meinem nächsten Blog-Beitrag.
Man unterscheidet zwischen echtem Pfeffer (Piper nigrum) und «pfeffrigen» Pflanzen. Die Fruchtähren des echten Pfeffers werden von den immergrünen Klettersträuchern geerntet, welche sich mithilfe von Hartwurzeln lianenartig an Bäumen hochranken und dadurch bis zu zehn Meter in die Höhe wachsen können. Da die Beeren in dieser Höhe schwierig zu pflücken wären, wird Pfeffer in Pfeffergärten kultiviert und bereits in drei bis vier Metern Strauchhöhe geerntet. Bereits seit Jahrtausenden wird im Bundesstaat Kerala an der südwestindischen Malabar-Küste Pfeffer kultiviert.
Der schwarze Pfeffer definiert sich durch seinen vollen Geschmackskörper, der zum einen durch eine sorgfältige Pflege in den Pfeffergärten erreicht wird, zum anderen durch die Fermentation nach dem Pflücken der Pfefferrispen. Die bekannte Schärfe wird durch das Piperin, ein Piperidin-Alkoloid, erzeugt, welches nicht flüchtig ist. In der sensorischen Fachsprache spricht man von einem «Frontbiter», da die Schärfe des Piperins im vorderen Teil der Zunge empfunden wird.
Tina Hausers Geschmackswahrnehmungen:
Grapefruit Rosé Ruby
Schwarzer Pfeffer Periyar
Die fünf wissenschaftlich gesicherten Geschmacksrichtungen sind süss, salzig, bitter, sauer, umami. Als weitere Geschmacksrichtungen können fettig und wässrig gelten. Diese sind jedoch noch nicht wissenschaftlich gesichert. Die Geschmacksrichtungen werden von den Papillen auf der Zunge wahrgenommen.
Die Empfindungen Schärfe, Hitze, Kälte, aktivieren den Trigeminus-Nerv und gelten nicht als Geschmacksrichtungen, sondern sind vielmehr Auslöser eines Schmerzreizes. Diese Reize sind wichtige Komponenten beim Gestalten von Speisen. Adstringenz reizt ebenfalls den Trigeminus-Nerv und bewirkt ein ziehendes Gefühl auf der Zunge.
Tina Hausers orthonasal und retronasale Wahrnehmung:
Grapefruit Rosé Ruby
Schwarzer Pfeffer Periyar
Jeder Duft, der Ihnen in die Nase steigt, ist eine orthonasale Wahrnehmung, die von den Riechzellen «entschlüsselt» wird. Ebenfalls werden die Riechzellen durch die frei gesetzten Aromen aktiviert. Durch das Zerkauen der Speisen werden Duftstoffe frei gesetzt, die retronasal über den Rachenraum zu den Riechzellen aufsteigen.
Die pinke Grapefruit der Sorte Star Ruby befreie ich von der Schale und zerteile sie in ihre einzelnen Schnitze. Diese filetiere ich nicht, da die Pulpa sonst in der Pfanne zerfallen würde, sondern zerschneide sie in 1 cm grosse Stücke. Die Kabeljau-Filets tupfe ich mit Haushaltspapier ab, bestreue sie mit etwas Kakaobutter und gebe sie in die heisse Pfanne, wo ich die Filets mitsamt der Fruchtstücke anbrate. Die Zutaten würze ich mit Himalaya-Salz, lösche das Ganze mit etwas Weisswein ab und mahle zum Abschluss grob schwarzen Malabar-Pfeffer darüber. Et voilà, das Essen ist bereit!
Ganz einfach – anders kombiniert!
Viel Spass beim Ausprobieren!
Ihre Tina Hauser
Jeden weiteren Dienstag im Februar auf Instagram: eine neue Interpretation von Myriam Mazzolini der monatlichen Kombination.
Dieser Blog-Beitrag beendet die Serie der Zutaten-Kombinationen. Ich freue mich, wenn ich Sie mit der Auswahl und Zusammenstellung der Zutaten inspirieren konnte. In den kommenden sechs Blogs werde ich das Scheinwerferlicht auf einzelne Gewürze richten. Lesen Sie jeden ersten Dienstag im Monat: anders kombiniert – der Genuss-Blog!
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