Der spicy Krimi von Sandra Jauslin mit Insiderwissen der Gewürz-Sommelière Tina Hauser.
(Kapitel 13 von 13)
Tina geniesst den goldig schimmernden Sonnenaufgang über dem Walensee. Ein weiterer frühsommerlicher Tag beginnt. Sie nippt an ihrem heissen Kräutertee. Ihre Knochen und Muskeln fühlen sich matt und träge an. Gebeutelt von einer ereignisreichen Nacht. Sie streckt sich und versucht die Erinnerungen weg zu schütteln. Instinktiv schaut sie über ihre Schultern und versucht zu eruieren, ob irgendwo ein entgeisterter Sri-Lanker um die Ecke kommt. Schnell schüttelt sie den Kopf und lächelt über diese Vorstellung. Ihr Blick schweift über den glatt schimmernden See und sie sieht Schwester Adelheid ganz real vor sich. Der leblose Körper war erschreckend. Da nimmt sie plötzlich Schritte hinter sich wahr. Blitzartig dreht sie sich um.
«Habe ich dich erschreckt?» Ihr Partner steht vor ihr.
«Nein, nein …», stammelt sie leise und verwirrt.
Ihr Partner schaut sie erstaunt an. Er spürt doch, dass etwas nicht stimmt. Zu gut kennt er seine quirlige und lebhafte Tina. Heute steht sie vor ihm wie ein entwurzelter Baum ohne Energie.
«Könntest du dir vorstellen, dass im Walensee eine Leiche schwimmt?»
Ihr Gegenüber ist sprachlos und besorgt. Was ist bloss los mit ihr?
Da sprudelt es aus ihr raus und sie beginnt zu erzählen, wie sie Schwester Adelheid aus dem Wasser gezogen hat und all die Ereignisse, die sich danach überschlagen haben.
«Was? Safran soll für gute Stimmung im Flüchtlingheim sorgen? Das sind ja Zustände wie im Mittelalter!» Ihr Partner zieht die Augenbrauen hoch und ist ganz verblüfft.
Für ein Kilogramm Safran werden bis zu 400.000 Safranblüten von Hand gepflückt und ebenfalls von Hand werden die typischen Narbenschenkel herausgelöst. Aus diesem Grund ist Safran das kostbarste Gewürz der Welt. Safran hat eine goldgelb färbende Kraft, entfaltet einen unverwechselbaren Geschmack und ist ebenfalls ein vielseitiges Heilmittel.
Tina schildert weiter: «Ja, genau. Die Flüchtlinge hatten eine äusserst schwierige Zeit. Schwester Adelheid freundete sich mit Amit an und beide teilten dieselbe Leidenschaft: die Heilkraft der Kräuter und Gewürze. Amit und Schwester Adelheid haben sich gegenseitig mit ihrem unterschiedlichen Wissen wunderbar ergänzt. So entstand die Idee, etwas Gutes zu tun. Unter den Menschen im Flüchtlingsheim war die arme junge Frau, welche unter schweren Depressionen litt. Amit und Schwester Adelheid hatten die Idee, zum stimmungsaufhellenden Safran-Schlemmermenü einzuladen und kochten nach syrischen Rezepten. So wurden eine Linsensuppe mit Safranjoghurt, Safran-Hähnchen mit Mandeln und Pinien, begleitet mit Safran-Korinthen-Reis und zum Dessert ein Safran-Reis-Pudding gereicht. Leider wurde es der jungen Frau sehr schlecht, da sie zu viel der goldenen Gewürzspeisen genossen hatte. Auch Schwester Adelheid überschätzte sich. Sie ass vor lauter Freude über den gelungenen Abend so viel von den Safranspeisen, dass es ihr sogar schwindlig wurde.»
«Was passierte dann?» Sein Blick klebte ganz gespannt an ihren Lippen.
«Sie stand auf und taumelte. Ganz unerwartet stürzte sie in eines der Regale und die Reagenzgläser fielen zu Boden. Dabei wurde sie mit Safran, Kurkuma und vielen weiteren Rohstoffen überschüttet. Amit eilte schnell herbei und wollte ihr helfen. Er erstarrte vor Schreck. Panik entstand unter den Flüchtlingen. Der ayurvedische Therapeut konnte nur noch ihren Tod feststellen. Sie ist ungehindert mit dem Kopf auf dem Boden aufgeschlagen. Das erklärte auch das Durcheinander im Atelier. Sie wussten nicht, wie und wem sie von diesem Unfall berichten konnten und beschlossen, die Schwester mit einem Ritual dem Walensee zu übergeben. Niemand im Flüchtlingsheim sprach danach aus Angst über diesen gravierenden Vorfall und verdrängten das Geschehene. Amit war jedoch derart aufgewühlt, dass er wie ein Wahnsinniger die Ufer des Sees absuchte und darauf wartete, dass die Leiche auftauchte. So stand er plötzlich vor mir.»
«Du wolltest wirklich die Leute unterstützen und hast ohne zu fragen Kommissar Kummer zum Kloster bestellt? Und was wolltet ihr mit der Minze bezwecken?»
«Die Minze sollte für klare Köpfe sorgen und die hitzigen Gemüter etwas beruhigen. Da hörte ich auch schon Kommissar Kummer aus der Entfernung. Er kam zum richtigen Zeitpunkt und hat das Beste aus den Umständen gemacht. Der Fall wurde souverän gelöst. Es kam zu einer guten Wende für die armen Leute. Schliesslich handelte es sich um einen Unfall.»
«Welch grauenvoller Traum! Das müsste man direkt niederschreiben.» Murmelt ihr Partner und schüttelt den Kopf.
Ja, denkt Tina, so detailliert und klar konnte sie bisher noch nie einen Traum rekonstruieren. Sie ist froh, hat sie diese Geschichte nicht wirklich erlebt. Jedoch hat jeder Traum eine verborgene Botschaft. Was das wohl sein könnte …
Jetzt ist es aber an der Zeit, sich dem realen Leben zu widmen und den Blick nach vorne zu richten. Ab an die nächste Rezeptur. Wo war sie nochmals stehen geblieben?
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Würziger Gruss, Sandra Jauslin
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