Sandra Jauslin im Gespräch mit Tina Hauser, Gewürz-Sommelière und Geschäftsführerin der Appliq Food AG.
Tina Hauser
Sandra Jauslin
Kommt ihnen das bekannt vor? Sie müssen auf Termin etwas fertig stellen und wissen nicht wie? Not macht bekanntlich kreativ. Aber Kreativität lässt sich nicht immer auf Befehl herbeizaubern. Man muss in der Stimmung, in der richtigen Umgebung und mit den richtigen Menschen zusammen sein. Ich war immer wieder in einer solchen Situation. Aber nicht, wenn ich mit Tina zusammen war. Wir hatten innert Kürze ganz viele Ideen. So auch auf unserer gemeinsamen Suche nach neuen Absatzmärkten und neuen Produkten.
Die Heilkraft der Kräuter und Gewürze hat mich schon immer fasziniert. Spannend wird es aber, wenn wir das Feld der Aphrodisiakas erkunden. Schon die Ägypter und die Römer kannten das Geheimnis der natürlichen Steigerung der Libido durch Gewürze. Tina und mir war bewusst: «Sex sells»! So entstand auch die Idee einer aphrodisierenden Gewürzlinie. Leider muss ich sie enttäuschen. Diese ist nirgendwo käuflich. Aber wer weiss. Da sind wir wieder beim Punkt: das Umfeld und die Rahmenbedingungen müssen für solche Ideen gegeben sein.
Sandra: «Liebe Tina. Kennst du das, dass du einen Auftrag hast und dich die Kreativität im Stich lässt?»
Tina: «Genau da liegt meine Stärke. Ich habe keine Blockaden, sondern ich muss mich bremsen. Sobald ich die Möglichkeit habe, der Kundin oder dem Kunden gegenüber zu sitzen, beginnt es in mir zu arbeiten. Ich höre zu und denke parallel nach, lasse die Inputs des Gespräches in die Gedanken einfliessen und gehe nie ratlos aus der Tür. Spätestens wenn ich mich von der Kundin oder dem Kunden verabschiedet habe, bin ich ganz versunken in die verschiedenen Lösungen für neue Produkte, oder wie ich bestehende Produkte aufpeppen kann. So gehe ich stets mit viel Spannung und Freude an einen Kundentermin.
Nach dem Kundengespräch beginnt die Knochenarbeit. Sich an den Tisch zu setzen, Recherche-Arbeit zu betreiben, damit man Ideen nicht zweimal erfindet oder wie ich Ideen einfacher umsetzen kann. Denn die ersten Ideen sind meistens die teuersten Varianten. Mit entsprechenden Überlegungen kann man Herstellprozesse vielfach vereinfachen. Hier gilt es, die Disziplin zu aktivieren. Mir hilft der Trick, dass ich mir tolle Mitstreiterinnen gesucht habe: mit Dir Sandra als aktive Verwaltungsrätin sowie mit Helen Hösli, als weitere aktive Verwaltungsrätin. Eure Motivation und positive Ermahnung spornen mich immer wieder aufs Neue an.»
Sandra: «Ich sehe, es sprudelt nur so. Welche 3 Tricks helfen dir, damit du dich auf den Auftrag fokussieren kannst?»
Tina: «Es sind dies simple Punkte, aber äusserst zielführend:
1. MitstreiterInnen engagieren, welche einem mit deutlichen Worten sagen: Jetzt ist DER Zeitpunkt und DIE Gelegenheit! Los!
2. Die Ateliertüre schliessen und nur an dem einen Thema arbeiten. Nothing else!
3. Fit sein, fit bleiben und Sportarten mit Fun Faktor betreiben.»
Sandra: «Inwiefern profitierst du von deiner künstlerischen Tätigkeit als gelernte Bildhauerin?»
Dadurch, dass ich mit schweren Gewichten gearbeitet und mich an grosse Dimensionen gewagt habe. So gross, dass ich auf Teams angewiesen war. Auf diese Weise lernte ich in anderen Grössenordnungen zu denken und habe keine Angst vor Maschinenparks. Heute beginnt mich ein Lebensmittel-Produkt richtig zu interessieren, wenn es auf einer Produktionslinie hergestellt wird. Ich bin nicht der Typ für das Kleine. Wie beispielsweise Nischenprodukte für die Sterneküche. Ich liebe es, bei Gastronomen zu essen, die das Detail zelebrieren und bewundere die Kreation auf dem Teller. Ich geniesse dies mit allen Sinnen. Dieses kunstvolle Gericht gibt es in seiner Ausführung jedoch nur ganz wenige Male, bis das Menu wieder ändert und die Küchen-KünstlerInnen etwas Neues erfinden. Ich liebe an meiner Arbeit, dass am Schluss Quantität mit hoher Qualität resultiert. Innerhalb meiner Arbeit konzentriere ich mich zuerst mit dem Schreiben der Rezeptur auf das Gesamtbild des Produktes sowie auf die Eigenschaften der einzelnen Rohstoffe. Dann folgt die Anfertigung von Handmustern und Austesten der Funktionalität der Rezeptur. Dies auch im Zusammenspiel mit weiteren Zutaten. Solche Kombinationen und Kreationen erfüllen mich. Ich möchte es nicht mehr missen.
Sandra: «Ein Beweis mehr, dass Kunst und Essen eine erfolgreiche Kombination ist. Vielen Dank, liebe Tina.»
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Würziger Gruss, Sandra Jauslin
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